Altes Rathaus

Geburtstag Hedwig Kömmerling

Zum 125. Geburtstag von Hedwig Kömmerling

Großplakat am Alten Rathaus aus Anlass des 150ten Geburtstages von Prof. Dr. Dr. phil Hedwig Kömmerling 
Großplakat am Alten Rathaus aus Anlass des 125ten Geburtstages von Prof. Dr. Dr. phil Hedwig Kömmerling

Am 11. Juni 2021 jährte sich der Geburtstag von Prof. Dr. Dr. phil. Hedwig Kömmerling zum 125. Mal. Aus Anlass ihres Geburtstages hatte das Stadtmuseum ein Großplakat ans Alte Rathaus anbringen lassen.

Hedwig Kömmerling nahm als erste europäische Frau als junge Studentin an einer Expedition in Brasilien teil und wurde zur Spezialforscherin über Handels- und Kolonialgeschichte.

In Pirmasens leitete sie den Deutschen Frauenring mit dem Ziel, die Gleichberechtigung von Frauen  zu fördern und bei sozialen Nöten zu helfen. Sie war streitbar in politischen Fragen, denn Politik galt ihr als Gestaltung unserer Zukunft.

Im Folgenden lesen Sie einen Nachruf anlässlich einer Ausstellung in der Stadtbücherei Pirmasens. Die Stadtbücherei ehrte das Leben und die Arbeit von Prof. Dr. Dr. phil. Hedwig Kömmerling im Jahre 1996 mit einer Ausstellung und der Herausgabe eines Katalogs.



Prof. Dr. Dr. phil. Hedwig Kömmerling
von Ulrike Weil

Hedwig Fitzler wurde am 11. Juni 1896 in Frankfurt/Main geboren, drei Jahre darauf verstarb ihr Vater, der Ingenieur Karl Fitzler. Sie war eine Nichte des Physikers Max Planck. Fitzler besuchte in Pforzheim das private Töchterinstitut und das Humanistische Gymnasium und legte am 8. Juli 1915 die Reifeprüfung ab, mit der sie an der Spitze unter lauter Jungen lag. An den Universitäten München, Berlin, Köln und Bonn studierte sie und promovierte in Geschichte und in romanischen und indischen Sprachen mit summa cum laude.

Dazwischen – in den Jahren 1921 bis 1925 – ging Hedwig Fitzler zu Studienzwecken ins Ausland, vorwiegend nach Brasilien, wo sie, neben portugiesischen Sprachstudien, Archivstudien über die Vor-  und Entdeckungsgeschichte Amerikas sowie über die Entwicklung der spanisch-portugiesischen Kolonialreiche betrieb. Diese Forschungen setzte sie von 1925 bis 1929 auf der iberischen Halbinsel fort. Die Universitätspresse in Coimbra in Portugal übernahm 1928 den Druck ihres Buches „Ceilao e Portugal. O Cerco de Columbo“. Ihre Inaugural-Dissertation „Die Handelsgesellschaft Felix v. Oldenburg & Co. 1753 -1760.

Ein Beitrag zur "Geschichte des Deutschtums in Portugal im Zeitalter des Absolutismus“ sowie einige weitere Arbeiten wurden 1931 in die Beihefte zur Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte aufgenommen. Ihre „Portugiesische Handels- und Kolonialgeschichte“ sollte in den „Handbüchern zur Wirtschaftsgeschichte“, hrsg. von Prof. Dr. Georg Brodnitz, erscheinen. Die Drucklegung musste aber unterbleiben, da Brodnitz 1935 aus rassistischen Gründen Berufsverbot erhielt. 1936 erschien „Die Maldiven im 16. und 17. Jahrhundert: ein Kapitel portugiesischer Kolonialgeschichte“ in der „Zeitschrift für Indologie und Iranistik“. Des Weiteren erschienen Artikel zu Martin Behaim und Georg Pock, zur deutschen und portugiesischen Kolonialgeschichte sowie zu Frauenthemen in diversen Fachzeitschriften

1937 heirate Hedwig Fitzler den Pirmasenser Fabrikanten Karl Kömmerling. Der Zweite Weltkrieg hemmte ihre wissenschaftliche Tätigkeit. Immerhin konnte sie noch eine Veröffentlichung über die portugiesische Kolonialgeschichtsschreibung fertig stellen. Von 1943 bis 1945 bis zur Zerstörung der Stadt unterrichtete Kömmerling-Fitzler an der Oberschule für Jungen in Pirmasens die Fächer Geschichte, Latein, Englisch, Deutsch und Geographie. Doch neben ihrer Arbeit als Kolonialhistorikerin wurde sie früh mit Fragen der Rolle der Frau in der Gesellschaft konfrontiert und war stark in der Frauenbewegung engagiert.

Sie zählte zu den Gründerinnen des Ortsrings Pirmasens des Deutschen Frauenrings und war von 1956 bis 1970 Erste Vorsitzende, danach Ehrenvorsitzende. Seit 1967 war sie Ehrenmitglied des Landesvorstandes des Landesfrauenrings Rheinland-Pfalz. Kömmerling organisierte die groß angelegte Hilfe für Hunderte von Flüchtlingsfamilien aus dem deutschen Osten und die Paketverschickungen in die ehemalige DDR, nach Rumänien und Polen.

Hierfür und für viele andere Verdienste wurde ihr die Goldene Stadtehrenplakette der Stadt Pirmasens sowie am 9. Oktober 1961 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen. Für die Förderung der deutsch-amerikanischen Beziehungen wurde Kömmerling zweimal durch Urkunden von den USA ausgezeichnet. Im April 1971 erhielt Professor Kömmerling die außerordentlich ehrende Aufforderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, an der Ceylon-Forschung mitzuarbeiten.

Am 26. Dezember 1993 verstarb diese engagierte und hoch gebildete Frau im gesegneten Alter von 97 Jahren in Pirmasens.