Zentrale Gedenkstätte am Bahnhofsvorplatz nach dem Entwurf des Künstlers Clas Steinmann, 2014 

Am Nagelschmiedsberg 8

Dezentrale Gedenkorte

Am Nagelschmiedsberg 8 (Landgraf Ludwig Realschule Plus: Standort Nagelschmiedsberg): Ehem. Jüdische Volksschule am Nagelschmiedsberg

Sach- und Gedenktafel an der Nagelschmiedsbergschule

Die Sachtafel wurde am 27. Januar 2017 angebracht in Zusammenhang mit einer Gedenkveranstaltung unter Beteiligung der 8. und 9. Klasse der Nagelschmiedsbergschule sowie der Religionslehrerin Katja Faroß-Göller, Pfarrer Wolfdietrich Rasp und Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis.

Gedenkveranstaltung für die Kinder Gerda Samaskewitz, Ellen Schwerin und Hans Benedick

Filmaufnahme der Anbringing der Sachtafel und Gedenkveranstaltung für die Kinder Gerda Samaskewitz, Ellen Schwerin und Hans Benedick © OK TV Südwespfalz e. V. mit freundlicher Genehmigung

Die ehemalige Jüdische Volksschule am Nagelschmiedsberg
von Wolfdietrich Rasp

Stadtansicht von Pirmasens mit Nagelschmiedsbergschule, Bildsammlung © StArchiv PS

Das Schulhaus am Nagelschmiedsberg, auch Luitpoldschule genannt, wurde in den Jahren 1895/96 unter Leitung von Stadtbaumeister Gottlob Erpelt durch die Stadt Pirmasens erbaut. Im Schulgebäude befanden sich 61 Schulsäle[1].

Das bayerische Schulsystem sah vor allem im Bereich der Volksschule den konfessionell getrennten Unterricht vor. So existierten neben den katholischen und evangelischen/ protestantischen auch jüdische Volksschulen (Konfessions-schule). In Pirmasens war die jüdische Volksschule seit ihrer Wiederrichtung 1860 an mehreren Standorten beheimatet:

• 1860 - ca. 1875/78 befand sich die jüdische Schule auf dem Synagogengelände in der Synagogengasse
• bis 1894 im Schulhaus auf dem Exerzierplatz - dort wurden in sechs Klassen 56 SchülerInnen unterrichtet
• 1894 - vermutlich 1921 im Schulhaus am Matzenberg. Unklar ist aus der momentanen Quellenlage der genaue Zeitpunkt des Umzugs.
• 1911/1921 (spätestes gesichertes Datum) - 1938 im Schulhaus am Nagelschmiedsberg[2].

Folgende Zahlen an Schülerinnen und Schülern lassen sich belegen[3]:

Schuljahr 1922/23: 36; Schuljahr 1923/24: 37; Schuljahr 1924/25: 38; Schuljahr 1925/26: 27; Schuljahr 1926/27: 23; Schuljahr 1927/28: 25-30; Schuljahr 1932/33: 42; Schuljahr 1938/39: 48 (24 Knaben, 18 Mädchen), unterrichtet im Saal 19 als Lerngruppe aus den Klassen 1-8 von Lehrer Julius Lamm.

Der Unterricht endete für die SchülerInnen im Schuljahr 1938/39 aufgrund der Deportationen und der Kindertransporte, durch die einige Kinder gerettet wurden. Im Jahr 1940 wurde in der Nagelschmiedsbergschule die Berufsschule untergebracht.

Nagelschmiedsbergschule nach dem Bombenangriff vom
15.3.1945 (Blick von der Sandgasse) © StArchiv PS

Das Gebäude wurde bei dem Bombardement von Pirmasens am 15. März 1945 bis auf die Grundmauern zerstört und 1955-1956 in der derzeitigen Gestalt wiedererrichtet. Eingeweiht wurde das Gebäude am 3.11.1956[4].


[1] Quelle: J.B. Lehnung: Geliebtes Pirmasens VI - 1890-1905, Pirmasens 1984, S. 138f. [2] Quelle: Bernd Kukatzki: Art. Glücklich, wenn „ich den Stock ganz aus der Schule verbannen könnte“ - Jüdisches Schulwesen und Religionsunterricht 1770 - 1938 in: Stadt Pirmasens (Hg.): Juden in Pirmasens - Spuren ihrer Geschichte, Pirmasens 2004, S. 124-170, v.a. S. 164f. [3] Quelle: Stadtarchiv PS, Akte A210.00 [4] Quelle: Hausakte Nagelschmiedsbergschule, Bauamt Pirmasens