Zentrale Gedenkstätte am Bahnhofsvorplatz nach dem Entwurf des Künstlers Clas Steinmann, 2014 

Alte Häfnersgasse 12

Dezentrale Gedenkorte

Alte Häfnersgasse 12: Familie Kusel

Am Platz der Alten Häfnergasse lebte die Familie Kusel. Gemeinsam mit einem Nachfahren aus der Familie, Daniel Hirsch, konnten die Gedenktafeln am 27. September 2017 angebracht werden. Auf Einladung der Stadt reiste er von Los Angeles nach Pirmasens und verbrachte hier zwei Tage, während derer er Schülergespräche führte, an der Gedenktafeleinweihung teilnahm und die jüdische Abteilung des Waldfriedhofs besuchte, wo einer seiner Vorfahren, Albert Hirsch, begraben liegt. Über seine Reise, seinen Besuch in Pirmasens und seine Recherchen zur Familie verfasste er einen Blogeintrag.

Abb. 1: Steleneinweihung, Alte Häfnersgasse 12, mit Schülern aus der Matzenbergschule unter Beteiligung des Nachfahren Daniel Hirsch (3. v. l.) 2017. Abb. 2 + 3: Gespräch mit Schülern und Lehrern in der Matzenbergschule. Abb 4: Landgraf-Ludwig-Realschule, Schülergespräch 10. Klasse. Abb. 5: Stammbaum der Familie Hirsch

Gedenktafeln an der Alten Häfnersgasse 12

Die Einweihung der Gedenktafeln fand gemeinsam mit Schülern der Matzenbergschule am 27.9.2017 statt. Zuvor hatten die Schüler gemeinsam mit dem Nachfahren eine Gedenktafel an ihrer Schule in der Winzlerstraße 36 angebracht.

Biography of the family Kusel
written by Daniel Hirsch, a descendant of Rosa Kusel (born Hirsch)'s uncle Jakob Hirsch

Abb.: Rosa, Paulina, genannt Paula, und Betty Kusel © StArchiv PS. Foto Gebäude: Alte Häfnersgasse vor 1945. (Das Wohnhaus der Familie Kusel befand sich vorne rechts an der Wegkreuzung © StArchiv PS

Here lived Rosa Kusel (born Hirsch), daughters Paula & Betty, and granddaughter Ilse Rosa. All four were murdered in the Shoa. After the evacuation of Pirmasens in 1939, they were sent to Halle. Rosa (age 68) and Paula (age 34) lived in several Jewish ghetto houses in Halle from 1940-1942 until they were deported to Sobibor extermination camp. Ilse Rosa (age 2) and her mother Betty (age 31) left Halle for Berlin, where Betty worked at the Siemens-Schuckert electrical engineering company, likely as a forced laborer. A year and a half later, Ilse Rosa (now age 4) ended up in the care of the Neu-Isenberg home of the Jewish Women's Association near Frankfurt. This is the same institution where Rosa Ilse was born in 1937 to her unmarried mother Betty. After the institution's forced closure in February 1942, Rosa Ilse was transferred back to Berlin to the children's home at Fehrbelliner Strasse 92, only a short distance from where her mother Betty was living.

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    One month later her mother was deported to Piaski on Osttransport 11. She was never seen or heard from again. Ilse Rosa spent the remaining nine months in Berlin in the care of the Ferhbelliner Strasse children's home and later the Auerbach orphanage. She was one of the last children to be deported from the Auerbach orphanage to the East and was taken on November 29th 1942 to Auschwitz, where at the age of five, she along with 36 other children from the orphanage were killed. This home at Alte Häfnersgasse 12 where they lived was demolished after the war, and memorial erected on September 27th 2017. Their memory is possible thanks to the below individuals and institutions that have collected & preserved the evidence of their lives. Stadtarchiv Pirmasens; Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg; Jüdische Kinderheim Fehrbelliner Str. 92 - Nachbarschaftshaus - Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH; Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle; Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt; Brandenburgisches Landeshauptarchiv; Holocaust Survivors and Victims Resource Center; Centrum Judaicum, Archiv; Gedenkbuch Bundesarchiv

  • Text in deutscher Übersetzung

    Biografie der Familie Kusel
    verfasst von Daniel Hirsch, einem Nachkommen des Onkels von Rosa Kusel (geborene Hirsch), Jakob Hirsch.

    Hier lebten Rosa Kusel (geb. Hirsch), die Töchter Paula & Betty und die Enkelin Ilse Rosa. Alle vier wurden in der Shoa ermordet. Nach der Evakuierung von Pirmasens im Jahre 1939 wurden sie nach Halle geschickt. Rosa (Alter 68) und Paula (Alter 34) lebten von 1940-1942 in mehreren jüdischen Ghettohäusern in Halle, bis sie in das Vernichtungslager Sobibor deportiert wurden. Ilse Rosa (Alter 2) und ihre Mutter Betty (Alter 31) verließen Halle gingen nach Berlin, wo Betty bei der Siemens-Schuckert Elektrotechnik tätig war, wahrscheinlich als Zwangsarbeiterin. Eineinhalb Jahre später landete Ilse Rosa (jetzt 4 Jahre) in der Obhut des Hauses Neu-Isenburg, des Jüdischen Frauenvereins in der Nähe von Frankfurt. Dies ist dieselbe Institution, in der Ilse Rosa 1937 von ihrer unverheirateten Mutter Betty zur Welt gebracht wurde. Nachdem im Februar 1942 diese Institution zwangsweise geschlossen worden war, wurde Ilse Rosa nach Berlin zurück verlegt, in ein Kinderheim in der Fehrbelliner Straße 92 verlegt, ganz in der Nähe ihrer Mutter Betty. Einen Monat später aber wurde ihre Mutter im Osttransport 11 nach Piaski deportiert. Niemand sah sie wieder oder hörte jemals von ihr. Ilse Rosa verbrachte die verbleibenden neun Monate in Berlin in der Obhut zunächst des Kinderheims in der Fehrbelliner Straße und später des Auerbacher Waisenhauses. Sie war eines der letzten Kinder, die aus dem Auerbacher Waisenhaus nach Osten abgeschoben und am 29. November 1942 nach Auschwitz gebracht wurden, wo sie im Alter von fünf Jahren mit 36 weiteren Kindern aus dem Waisenhaus getötet wurden. Dieses Haus der Alten Häfnersgasse 12, wo sie lebten, wurde nach dem Krieg abgerissen und am 27. September 2017 wurde eine Gedenkstätte errichtet. Das Gedenken an sie ist möglich dank der unten genannten Personen und Institutionen, die die Beweise ihres Lebens gesammelt und aufbewahrt haben. Stadtarchiv Pirmasens; Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg; Jüdische Kinderheim Fehrbelliner Str. 92 - Nachbarschaftshaus - Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH; Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle; Landesverband Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt; Brandenburgisches Landeshauptarchiv; Holocaust Survivors and Victims Resource Center; Centrum Judaicum, Archiv; Gedenkbuch Bundesarchiv Übertragen ins Deutsche von Daniel Hirsch und Dr. Gudrun Klein