Zentrale Gedenkstätte am Bahnhofsvorplatz nach dem Entwurf des Künstlers Clas Steinmann, 2014 

Alleestraße 37

Dezentrale Gedenkorte

Alleestraße 37: Emma Markus, geb. Kahn    

Gedenktafel an der Alleestraße 37

Die Anbringung der Gedenktafel fand am 9. November 2016 zum Gedenken an das Reichspogrom 1938 statt. Für den  Abend wurden mehrere Tafeln angebacht, darunter an der Schützenstraße 9, in der sich die Zahnarztpraxis von Dr. Robert Dreifus befand; in der Turnstraße 11 mit einer Gedenktafel für Emilie Blum sowie in der Ringstraße 36-38, an der der Familie Schwarz und weiteren Holocaustopfern gedacht wurde. Außerdem wurde an der ehemaligen Kaufhalle eine thematische Sachtafel zur Arisierung angebracht.

Zum Schicksal von Emma Markus, geb. Kahn
von Frank Eschrich

Emma Markus, geb. Kahn, Sammlung Kennkarten © StArchiv PS

Emma Markus wurde am 29.10.1858 in Pirmasens als Emma Kahn geboren. Sie heiratete am 14. Februar 1882 in Köln Leopold Marcus (s. Quellenlage Nr. 1). Dieser wurde am 10.9.1852 in Troisdorf bei Köln geboren. Die Eltern von Emma Markus waren Abraham Kahn (Jg. 1822), Handelsmann und Therese Kahn (Jg. 1822). Abraham Kahn trug 1872 durch Zeichnung von Aktien zusammen mit 18 anderen Pirmasenser Bürgern zum Bau des Städtischen Mädchenlyzeums in Pirmasens bei. (Buch Juden in Pirmasens, S. 155). Er war Mitglied im Synagogenausschuss der jüdischen Gemeinde und regelte 1874 die neue Beerdigungsordnung für jüdische Mitbürger in Pirmasens (ebd. S. 200). Vorher war er Bäcker und Mehlhändler in Brücken und bildete dort 1860 seinen Neffen, Karl Frank, aus. Dieser und sein Sohn Dr. Julius Frank waren in Pirmasens bekannt und geschätzt (ebd. S. 305 ff). Zum Zeitpunkt ihrer Erfassung in der „Juden-Liste Pirmasens-Stadt“ vom 17. November 1938 (s. Quellenlage Nr. 2) war Emma Markus Witwe. In dieser Liste wird Emma Markus „ohne Beruf“ und „wohnhaft bei Blöck“ in der Alleestraße 37 geführt.

Aus dem „Verzeichnis der Juden-Mischlinge 1. und 2. Grades, die am 1.9.1939 in Pirmasens gewohnt hatten“ (s. Quellenlage Nr. 3) sind die familiären Verhältnisse ablesbar. Karl Blöck, protestantischer Christ und Lederhändler, war mit Flora Blöck, der Tochter von Emma Markus verheiratet. Flora Blöck, geborene Markus, kam 1882 in Pirmasens zur Welt. Emma Markus lebte also bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn, der in der Alleestraße einen Lederhandel betrieb. Karl Blöck wurde wegen seiner Ehe mit einer Jüdin in die oben erwähnte „Mischlingsliste“ aufgenommen. Eine weitere Tochter, Theresie Marcus, wurde am 24.3.1887 in New York geboren und war lt. "Judenliste vom 17.November 1938“ unverheiratet. Das Schicksal von Flora und Karl Blöck ist nicht bekannt und bietet Anlass zu weiterer Recherche.

Im Stadtarchiv Pirmasens liegt über die bereits genannten Quellen hinaus ein Kennkartenantrag (s. Quellenlage unter Nr. 4) von Emma Markus aus Berlin vor. Emma Markus hat im Zuge der Evakuierung der sogenannten „Roten Zone“ am 1. September 1939 Pirmasens verlassen und ist nicht zurückgekehrt. Am 22. Dezember 1942 wurde Emma Markus im Alter von 84 Jahren in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Mit diesem Datum wurde sie für tot erklärt. Zum Zeitpunkt ihrer Deportation lebte Emma Markus in Berlin, Johannisstraße 16 (Quelle: www.statistik-des-holocaust.de).