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Joßstraße 15
Dezentrale Gedenkorte
Joßstraße 15: Familien Rubin und Dreifus
Am Platz der heutigen Joßstraße 15 lebten zur Zeit des Nationalsozialismus die Familien Dreifus und Rubin. Die Familie Rubin, darunter David und Olga Rubin (geb. Dreifus) sowie deren Tochter Beate Rubin, wurden im Holocaust ermordet. Olga Rubin hatte sechs Geschwister, von denen einige nach Frankreich fliehen konnten, wo sie im Untergrund lebten. Nach Verhaftung und Deportation wurden zwei der Geschwister im Holocaust ermordet, andere konnten überleben. Sie blieben in Frankreich oder emigrierten nach Brasilien und den USA.
Gedenktafeln an der Joßstraße 15
Abbildungen in der Reihenfolge der Gedenktafeln: David Rubin, Olga Rubin, geb. Dreifus, Beate Rubin, "Gustav" Joseph Dreifus, Artur Julius Dreifus, Paula Dreifus, "Rosine" Regina Dreifus © StArchiv Pirmasens, Kennkartensammlung. Weitere Bilder: Artur und Ruth Dreifus mit Paul und Evelyne © Eloise Girault, mit freundlicher Genehmigung
Die Tafeln an der Joßstraße wurden am 25. Oktober 2021 gemeinsam mit Nachfahren aus der Familie Dreifus aus Frankreich und Pirmasens angebracht sowie mit Schülern des Immanuel-Kant-Gymnasiums, die im Vorfeld der Veranstaltung Gespräche mit den Nachfahren führten.
Im Folgenden lesen Sie den Beitrag von Eloise Girault zur Gedenkveranstaltung (im Bild 4. v. r.) , einer Enkelin von Artur Dreifus, im franzöischen Original; im Anhang die Übersetzung des Beitrags von Penelope de Koning-Schwöbel.
Rede anlässlich der Tafeleinweihung am 25.10.2021 von Eloise Girault
Laure, Emma, Robert, Hilde, Peter, Olga, David, Béate, Arthur, Thecla et les autres…
Ils venaient tous d’ici, ils étaient notre famille à Pirmasens ... Dachau, Auschwitz, Majdanek, Sobibor … ils sont morts.
Aujourd’hui, Romy, Sacha, Jules, Evelyne, Eloïse et les autres …
Nous sommes les descendants de la famille Dreyfus. Aujourd’hui en France, au Brésil, en Amérique, en Israel au quatre coins de la planètes nous sommes les descendants, les survivants.
Aujourd’hui c’est avec beaucoup d’émotion que nous sommes sur la terre de nos ancêtres et c’est avec beaucoup de gratitude que nous vous remercions d’organiser cette pose de plaque sur la maison de mon grand père: Arthur Dreyfus.Depuis toujours je cherche à mettre des noms et des images et surtout raconter l’histoire de ceux qui ont disparu dans la Shoah sans cercueil et sans sépulture.
Grâce à cela nous avons retrouvé une branche de la famille dont nous ignorions complètement l’existence et que l’histoire avait séparé. Dans mes recherches sur ma famille grâce à MyHeritage, un jour Rike [Friederike Quien-Schütz] a écrit que son grand père était mon grand père! Impossible vous vous trompez… mais si, Arthur avait eu une vie avant ma grand mère, il avait eu 2 petites filles qu’il n’avait jamais revu. Nous avons douté pendant un moment… la ressemblance entre Fred [Fred G. Schütz] et ma cousine était quand même incroyable. Nous étions tous terriblement troublés par cette découverte. Et c’est comme ça que nous avons commencé à échanger avec Fred qui est malheureusement parti avant que je ne le rencontre et Rike.
Dans ma famille personne ne connaissait l’existence des deux petites filles nées avant la guerre à pirmasens. L’histoire que je connaissais de mes grands parents commençait à leur rencontre avant la guerre.
Arthur rencontre Ruth dans un train, il vient de sortir de Dachau après une dénonciation pour honte raciale, il vivait avec une chrétienne … et puis une seconde déportation lors de la nuit de Christal. La bas, il a vu, il sait ce qu’il se passe. Il doivent fuir… il epouse Ruth en janvier 1939 et ils quittent le pays. La mère de Ruth, Emma, se cache à Pirmasens puis à Berlin où elle sera déportée à Majdanek.
Ruth fait fondre de l’or avant de partir qu’elle transforme en anneaux de rideau. Avec son rideau sous le bras ma grand mère enceinte et son mari arrivent à Troyes ou mon oncle paul naît. Ils parviennent enfin à lyon où ils vont se cacher avec de faux papiers. Mes grands parents envoient de l’argent en suisse pensant pouvoir aller se réfugier la bas. Avant de partir, ils décident de passer dire au revoir au membres de la famille dreyfus qui se cachaient aussi à lyon. A ce moment là, la police française vient les arrêter. Arthur en les entendant arriver casse une fenêtre et saute. Il demande à ma grand mère de sauter aussi mais elle n’ose pas. Il lui demande alors de lui jeter paul par la fenêtre. Ils vont alors s’enfuir. Mon grand père va alors tout faire pour retrouver ma grand mère. La famille d’Arthur sera déportée a drancy en france et mourra à auchwitz. Ma grand mère sera déportée à rivesaltes en camps de transit. Grâce à des papiers qu’un médecin donnera à mon grand père, Arthur arrivera à faire échapper Ruth du camps 10 jours avant que celui ci ne soit liquidé pour auchwitz. Il aura sauvé son fils et sa femme au péril de sa vie.
Ils resteront cachés jusqu’à la fin de la guerre à lyon. Ma mère naît en 1946, peu de temps après et suite au mauvais traitement reçu a Dachau, mon grand père fera une attaque cérébrale et restera paralysé sur une chaise pendant 7 longues années. Ma mère avait 3 ans. Je n’ai jamais connu mon grand père… à la mort de mon grand père en 1956 ma grand mère obtient la nationalité française après 18 ans avec le statut d’apatride.
Ils restent beaucoup de zones d’ombre… la guerre est une zone d’ombre terrible… Nous ne connaîtrons jamais l’histoire puisque Arthur, Luise, Ruth, Helga et Margot ne sont plus là pour nous la raconter… mais aujourd’hui nous nous retrouvons pour poursuivre cette histoire….
Merci aujourd’hui de rendre hommage à nos familles.
Übersetzung von Penelope de Koning-Schwöbel
Lore, Emma, Robert, Hilde, Peter, Olga, David, Beate, Arthur, Thekla und die anderen ...
Sie kamen alle von hier, sie waren unsere Familie in Pirmasens ... Dachau, Auschwitz, Majdanek, Sobibor ... sie starben. Heute Romy, Sacha, Jules, Evelyne, Eloïse und die anderen ...
Wir sind die Nachkommen der Familie Dreyfus. Heute leben wir in Frankreich, in Brasilien, in Amerika, in Israel, in den vier Ecken der Erde. Wir sind die Nachkommen, die Überlebenden.
Mit großer Ergriffenheit befinden wir uns heute auf dem Land unserer Vorfahren und mit großer Wertschätzung danken wir Ihnen für die Anbringung dieser Gedenktafeln am Haus meines Großvaters Arthur Dreyfus.
Ich habe immer versucht, Namen und Bilder zu finden und in die Familiengeschichte einzusetzen und vor allem die Geschichte derjenigen zu erzählen, die in der Shoah ohne Sarg und ohne Begräbnis verschwunden sind.
Dadurch haben wir einen Zweig der Familie gefunden, von dem wir nicht wussten, dass er existiert und den die Geschichte getrennt hatte. Bei meinen Nachforschungen über meine Familie auf der Internetseite MyHeritage schrieb Rike [Friederike Quien-Schütz] eines Tages, dass der Großvater ihres Mannes mein Großvater war! „Unmöglich, Sie müssen sich irren…“ Nein, kein Irrtum! Arthur hatte ein Leben vor meiner Großmutter, er hatte zwei kleine Mädchen, die er nie wieder gesehen hat. Wir zweifelten einen Moment lang... aber die Ähnlichkeit zwischen Fred und meiner Cousine war unglaublich. Wir waren alle sehr, sehr aufgewühlt und aufgeregt über diese Entdeckung. Und so fingen wir an, Fred [Fred G. Schütz] und seiner Frau Rike zu schreiben und uns mit ihnen auszutauschen. Leider starb Fred, bevor ich ihn kennenlernen konnte.
In meiner Familie wusste niemand von der Existenz der beiden kleinen Mädchen, die vor dem Krieg in Pirmasens geboren wurden. Die Geschichte, die ich von meinen Großeltern kannte, begann, als sie sich vor dem Krieg kennenlernten. Arthur lernte Ruth in einem Zug kennen, er war gerade nach einer Denunziation wegen Rassenschande aus Dachau entlassen worden, er lebte mit einer Christin zusammen ... Und dann kam eine zweite Deportation in der Reichspogromnacht. Er kannte das KZ, er wusste, was vor sich ging. Sie mussten fliehen ... Er heiratete Ruth im Januar 1939 und sie verließen das Land. Ruths Mutter Emma versteckte sich in Pirmasens und dann in Berlin, von wo sie nach Majdanek deportiert wurde.
Ruth schmolz Gold ein, bevor sie abreiste, und ließ daraus Vorhangringe machen. Mit ihrem Vorhang unter dem Arm kamen meine schwangere Großmutter und ihr Mann in Troyes an, wo mein Onkel Paul geboren wurde. Schließlich erreichten sie Lyon, wo sie mit falschen Papieren untertauchten. Meine Großeltern schickten Geld in die Schweiz, weil sie dachten, sie könnten dort Zuflucht finden. Vor ihrer Abreise beschlossen sie, sich von den Mitgliedern der Familie Dreyfus zu verabschieden, die sich ebenfalls in Lyon versteckt hielten. In diesem Moment kam die französische Polizei, um sie zu verhaften. Als Arthur sie kommen hörte, schlug er ein Fenster ein und sprang hinaus. Er forderte meine Großmutter auf, ebenfalls zu springen, aber sie traute sich nicht. Da bat er sie, Paul aus dem Fenster zu werfen. Mit Paul lief er weg und nahm sich vor, alles zu tun, um meine Großmutter wiederzufinden. Arthurs Familie wurde nach Drancy in Frankreich deportiert und starb in Auschwitz. Meine Großmutter wurde in das Durchgangslager Rivesaltes deportiert. Dank einiger Papiere, die ein Arzt meinem Großvater gab, gelang es Arthur, Ruth 10 Tage vor dem Abtransport des gesamten Lagers nach Auschwitz, herauszuholen. Er hat seinen Sohn und seine Frau unter Einsatz seines Lebens gerettet.
Sie blieben bis zum Ende des Krieges in Lyon versteckt.
1946 wurde meine Mutter geboren, kurz darauf erlitt mein Großvater in Folge der grausamen Behandlung in Dachau einen Schlaganfall und saß sieben Jahre lang gelähmt im Rollstuhl. Meine Mutter war 3 Jahre alt. Ich habe meinen Großvater nie kennengelernt ...
Erst als ihr Mann 1956 starb, erhielt meine Großmutter nach 18 Jahren Staatenlosigkeit die französische Staatsbürgerschaft.
Vieles bleibt im Schatten ... der Krieg ist eine schreckliche Grauzone. Wir werden niemals die ganze Geschichte erfahren, weil Arthur, Luise, Ruth, Helga und Margot nicht mehr hier sind, um sie uns zu erzählen. Aber heute finden wir uns hier wieder, um diese Geschichte fortzusetzen ...
Danke, dass Sie heute unseren Familien Ehre erweisen.