Zentrale Gedenkstätte am Bahnhofsvorplatz nach dem Entwurf des Künstlers Clas Steinmann, 2014 

Kinder im Konzentrationslager

Kinder im Konzentrationslager

Regionale Schicksale und Bezüge zur Ausstellung "KZ überlebt"

erarbeitet von James Anthony Dahmes

Die allgemeine Umgangsweise mit Kindern und Jugendlichen passte sich an die rassistische Ideologie des nationalsozialistischen Terrorregimes an. Einerseits wuchsen Kinder der „Volksgenossen“ in dem Glauben auf, einer überlegenden „Herrenrasse“ anzugehören. Andererseits wurden Kinder, die aufgrund ihrer Abstammung oder Familiengeschichte als „minderwertig“ galten, ausgegrenzt und verfolgt. In psychiatrischen Kliniken kamen im Zuge des sogenannten „Euthanasie-Programms“ (T4) tausende Kinder und Jugendliche mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen ums Leben. Ihr Tod wurde von den Krankenschwestern und Ärzten als „Erlösung“ gerechtfertigt. Auch deutsche Jugendliche, die sich aktiv dem Regime widersetzten oder als vermeintlich schwer erziehbar galten, wurden in Jugend-Konzentrationslager eingewiesen.

In den Konzentrationslagern und Ghettos hatten die Kinder nur geringe Überlebenschancen. Bis zum Ende des Krieges verloren 1,5 Millionen jüdische Kinder und Jugendliche sowie eine unbekannte Zahl junger Sinti und Roma ihr Leben. Zu den Opfern zählen auch der zehnjährige Heinz Leopold Schwarz und der achtjährige Ludwig Simon Schwarz. Die Brüder stammten aus einer jüdischen Familie und lebten bis zur Evakuierung der „Roten Zone“ im Jahr 1939 in Pirmasens. Ihre Eltern waren Alfred Lazarus Schwarz und Bertha Schwarz. Das Ehepaar hatte noch zwei ältere Söhne, Albert und Ernst. Albert ist der Einzige, der den Holocaust überlebte.

Kurz vor ihrer Deportation wohnte die Familie in Düsseldorf. Am 10. November 1941 wurden Alfred Lazarus, Bertha, Heinz Leopold und Ludwig Simon Schwarz mit 997 weiteren Menschen in das Ghetto Minsk im heutigen Weißrussland deportiert. Danach verläuft sich ihre Spur. Für mehr Informationen siehe:

Besonders jüngere Kinder und Babys wurden bereits kurz nach ihrer Ankunft im Konzentrationslager von den Eltern getrennt und ermordet. Weiterleben durften meistens nur diejenigen, die arbeiten konnten. Als untere Richtlinie galt hierbei ein Mindestalter von 14 Jahren. Es war somit nicht unüblich, dass ältere Kinder bei ihrer Ankunft in den Lagern Falschauskünfte in Bezug auf ihr Alter tätigten.

Dem Terror der Lageraufsicht waren Kinder und Jugendliche genauso ausgesetzt wie die erwachsenen Häftlinge. Um das Lager zu überleben, waren sie gezwungen, Erwachsenenfunktionen zu übernehmen und sich älter zu verhalten. Den Kindern und Jugendlichen wurden somit ihre Kindheit geraubt. Täglich wurden sie mit dem Tod konfrontiert. Viele erlitten in den Lagern den Verlust ihrer Freunde, Eltern oder Geschwister. Die jungen Häftlinge spendeten sich gegenseitig Hoffnung und Trost. Dies war besonders wichtig, um den Überlebenswillen nicht zu verlieren. Um dem gewalttätigen Lageralltag zu entfliehen, nutzten Kinder und Jugendlich häufig ihre Fantasie. Einigen war es sogar möglich, Zeichnungen aus geschmuggelten Materialien anzufertigen.

Um zu überleben, brauchten Kinder und Jugendliche in den Lagern die Hilfe von Bekannten, Angehörigen oder erwachsenen Mitgefangenen. Beziehungen halfen bei der Beschaffung von Essen und Kleidungsstücken. Dies war jedoch nicht immer möglich. Durch Mangelerscheinungen verzögerte sich bei der Mehrheit die körperliche Entwicklung. Viele der Kinder und Jugendlichen starben an Unterernährung.

Da auch schwangere Frauen in die Konzentrationslager eingeliefert wurden, konnte es auch vorkommen, dass ein Kind in den Lagern geboren wurde. Die weiblichen Häftlinge unterstützten sich in jenen Fällen und hielten solidarisch zusammen. Die Kinder wurden häufig vor den Aufsehern versteckt. In abwechselnden Schichten versuchten sich die Frauen um die Neugeborenen zu kümmern. In Dachau konnten sieben Babys gemeinsam mit ihren Müttern die Befreiung des Außenlagers Kaufering I durch die Amerikaner erleben. Dies stellt jedoch eine Ausnahme dar. So starben bspw. zehntausende Säuglinge ausländischer Zwangsarbeiterinnen in deutschem Gewahrsam.