Zentrale Gedenkstätte am Bahnhofsvorplatz nach dem Entwurf des Künstlers Clas Steinmann, 2014 

Kaiserstraße 43

Dezentrale Gedenkorte

Kaiserstraße 43: Barbara Schohl und Fam. Liedl

Am Platz der heutigen Kaiserstraße 43 lebten zur Zeit des Nationalsozialismus Barbara, genannt "Babette", Schohl und ihre Tochter Paulina, später verheiratete Liedl. Barbara Schohl wurde am 27. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und starb dort im August 1944.

Paulina Liedl sollte ebenfalls nach Theresienstadt deportiert werden, konnte aber während des Transports unter nicht geklärten Umständen befreit werden. Sie starb 1960 in Pirmasens. Ebenfalls am Platz der Kaiserstraße 43 wird ihrem Mann gedacht, Johann Baptist, genannt "Hans", Liedl, der nichtjüdischer Abstammung war und durch die verstärkten Repressionen gegen die von den Nationalsozialisten sogenannten "Mischehen" zunehmend, auch beruflich, zu leiden hatte.

Gedenktafel an der Kaisertstraße 43

Die Anbringung der Gedenktafel fand am 4. Mai 2019 statt. Gerhard Heil, der die Deportation von Barbara Schohl miterlebte, berichtete bei der Veranstaltung von der Deportation und seinen Erinnerungen an die Familie.

Zum Gedenken an Barbara Schohl und das Ehepaar Liedl: Vortrag zur Tafelanbringung
von Gerhard Heil

Abb. Barbara "Babette" Schohl und Paulina Liedl, geb. Schohl, Sammlung Kennkarten © StArchiv PS. Abb. rechts: Hans Liedl (Mittlere Reihe, 4. v. links) bei der Verabschiedung von Emil Lang, eines Gesellen aus der ehemaligen Bäckerei © Gerhard Heil mit freundlicher Genehmigung

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

bitte haben Sie Verständnis, wenn bei dem, was ich vortrage, manches sehr persönlich klingt. Die Erinnerung daran begleitet mich seit meinem 6. Lebensjahr und ist einer der Gründe, warum ich mich für das Gedenken an die Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der Juden in dem Arbeitskreis engagiere, der vor 18 Jahren von Karola Streppel gegründet wurde.

Im Haus gegenüber ist mein Elternhaus. Die Familie Heil betrieb dort über drei Generationen eine Bäckerei. Hier im Haus Kaiserstraße 43 lebte das Ehepaar Pauline und Hans Liedl. Sie waren gute Freunde meiner Eltern. Vielleicht gerade weil die Zeiten im Krieg nicht einfach waren, wurde noch eine Zeit lang immer wieder gefeiert. Hans Liedl war ein guter Unterhalter. Trotz seiner nicht einfachen Situation als Ehemann einer Jüdin und deswegen auch vom Dienst freigestellt, muss er in der Nachbarschaft gut integriert gewesen sein. Frau Liedl habe ich zurückhaltend in Erinnerung. Bei den Festen meiner Eltern waren beide immer dabei.

Wer waren diese Menschen?

Frau Pauline Liedl war Jüdin, geb. 1985 in der großen Familie Schohl. Sie heiratete 1920 den 1889 in München geborenen Hans Liedl. Er war kein Jude, beide habe ich als gute Katholiken in Erinnerung, die man sonntags in ihre St. Antoniuskirche gehen sah. Entsprechend der NS-Rassenpolitik änderte das Konvertieren zum kath. Glauben aber nichts an der Tatsache, dass Frau Liedl als Jüdin galt − mit den entsprechenden politischen Konsequenzen.

Hans Liedl war Regierungsoberinspektor im damaligen Landratsamt, heute ist dies die Kreisverwaltung. Er ließ sich von seiner jüdischen Frau nicht scheiden, konnte daher auch nicht mehr als Beamter im Dienst sein. Die Ehepartner lebten in sog. „priviligierter Mischehe“, was Frau Liedl vermutlich bis kurz vor dem Kriegsende vor einer Deportation bewahrte. Das Ehepaar hatte keine Kinder.

Im Haushalt der Liedls lebte auch Barbara oder Babette Schohl, die Mutter von Frau Liedl. Sie war geb. Bloch und kam 1868 in Rodalben zur Welt. Ihr 1860 geborener Mann Ludwig Schohl, ein Pirmasenser Kaufmann, verstarb 1935.

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    Soweit ich weiß, sah man Frau Schohl nicht mehr in der Öffentlichkeit. Sie hätte dort wohl auch den sog. „Judenstern“ tragen müssen. Sie war auch nicht auf Festen meiner Eltern, wie ihre Tochter und ihr Schwiegersohn.

    Hier im Haus wohnten neben dem Ehepaar und Frau Schohl meines Wissens vier weitere Mietparteien. Darunter auch Parteimitglieder und junge Menschen, die Mitglied der nationalsozialistischen Jugendorganisation waren, ob sie wollten oder nicht. Im und nach dem Krieg habe ich nicht gehört, dass es dadurch zu Differenzen mit Liedls kam.

    Am 20. Januar 1942 tagte in Berlin die Wannseekonferenz“ unter dem Vorsitz von Reinhard Heydrich. Göring hatte ihn mit der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt. Von den obersten Vertretern verschiedener Reichsstellen wurden Maßnahmen zur Vernichtung der europäischen Juden beschlossen. Die Repressalien gegen die Juden mündeten in ein regelrechtes Mordprogramm, das aber im Volk wohl als eine „Umsiedlung“ verharmlosend dargestellt wurde.

    Am 27. Juli 1942 kam es für mich zu einem einschneidenden Erlebnis: Liedls wussten wohl, dass ihre Mutter an diesem Tag abgeholt werden sollte, einen Tag vor ihrem 74. Geburtstag. Man hatte ihnen wahrscheinlich auch etwas von einer „Umsiedlung“ nach Theresienstadt gesagt. Aber man wusste, dass der älteren Dame Schlimmes bevorstand. Es kam wiederholt vor, dass sich Menschen in dieser Situation das Leben nahmen, auch in unserer Stadt.

    Meine Mutter wusste wohl von Liedls, was bevorstand und sagte zu mir Sechsjährigem: „Komm, wir gehen in den Wald, ich kann das nicht sehen!“. Mein Vater war zu dieser Zeit wieder zur Wehrmacht eingezogen worden.

    Als wir von unserer Waldwanderung zurückkamen, war Frau Schohl noch nicht abgeholt. Meine Mutter zog sich in die Wohnung zurück. Ich stand in meiner kindlichen Neugier am Fenster, wollte sehen, was da vor sich geht. Ein Kleinlaster fuhr vor. Zwei Männer gingen in die Wohnung der Liedls. Später führten sie Frau Schohl die Treppe herunter und halfen ihr auf die Ladepritsche des Kleinlasters. Wie wir heute wissen, überstand die ältere Dame erstaunlicherweise noch über zwei Jahre die schlimmen Verhältnisse im Ghetto. Einmal soll ein Lebenszeichen von dort gekommen sein. Wir hören nachher noch etwas über die allgemeine Situation im Ghetto Theresienstadt.

    Die Leitung des Ghettos teilte mit, dass Frau Schohl am 15. August 1944 an einer Lungenentzündung dort verstorben sei. Man weiß, dass die Todesursache „Lungenentzündung“ oft als falsche Information angegeben wurde, wenn Deportierte oder Behinderte ermordet worden waren. Wenn diese Angabe aber zutrifft, bedeutet dies, dass Barbara Schohl nicht auf einen „Transport in den Osten“ geschickt wurde, was den Tod in der Gaskammer bedeutet hätte. Sie erlag dann den schlimmen Bedingungen im Ghetto. Doch wie es auch war, einen älteren Menschen aus der Gemeinschaft seiner Angehörigen und der Sicherheit seiner Wohnung zu verschleppen, kann man durchaus als eine Art von Hinrichtung durch das Nazisystem betrachten, als beabsichtigten Mord.

    Frau Pauline Liedl konnte weiterhin mit ihrem Mann in der Wohnung hier leben. Wie wir auch aus den Tagebüchern von Viktor Klemperer wissen, waren Juden, die mit Nichtjuden verheiratet waren, zwar Einschränkungen und Repressalien ausgesetzt, aber fast bis Kriegsende weniger von Deportation bedroht. Die Angst um Freiheit und Leben war aber wohl allgegenwärtig.

    Am 22. März 1945 rückten die Amerikaner in Pirmasens ein, der Krieg war hier zu Ende. Eine Woche vorher, am 14. und 15. März, wurden Zweibrücken und Pirmasens durch große Bombenangriffe zerstört. Das alles war abzusehen.

    Doch dem Rassenhass und dem geplanten Mord an den letzten verbliebenen Juden tat dies keinen Abbruch. Wenige Tage vorher, in der Zeit zwischen dem 9. und dem 13. März, wurde auch Frau Liedl deportiert. Mit drei anderen Pirmasenser Juden, die ebenfalls mit Nichtjuden verheiratet waren, wurde sie im Waisenhaus, heute ist dies das Diakoniezentrum, von NS-Leuten festgehalten. Ihre Schwägerin, die keine Jüdin war, konnte ihr noch etwas für die Reise bringen bevor der Transport Richtung Theresienstadt ging.

    In einem Schreiben des „Sekretariats Sondereinsatz Theresienstadt“ vom 14.03.1945, das erhalten ist wird dann aber festgestellt, dass die „Nr. 32“, gemeint damit war Frau Liedl, und „15 andere Nummern“ „nicht eingetroffen sind“. Frau Liedl erreichte den Zielort Theresienstadt durch einen glücklichen Umstand also nicht. Man kann davon ausgehen, dass sie in den Wirren des Kriegsendes oder durch die vorrückenden US-Armee in Freiheit kam.

    Frau Liedl kam einige Zeit nach Kriegsende wieder nachhause zurück in einem sehr schlechten körperlichen Zustand. Die Nachkriegszeit war jetzt für alle schwer, aber die Macht der Nazis war zu Ende. Herr Liedl konnte wieder seinen Dienst als Regierungsoberinspektor aufnehmen. Ans Feiern aber, wie noch am Anfang des Krieges, dachte niemand mehr. Unter den 55 Mill. Kriegstoten war auch die komplette Belegschaft in unserer Backstube: Mein Vater, seine beiden Gesellen und der elsässische Lehrling. Alle vier mussten als Soldaten dem Nazisystem dienen und starben in Russland.

    Die Innenstadt von Pirmasens war zu 2/3 zerstört, auch der vordere Teil der Kaiserstraße. Im heutigen Haus Günauer nebenan wurde die französische Gendamerie eingerichtet. Das in der Nazi-Zeit begangene Unrecht sollte dort verfolgt und geahndet werden. Wer in der Partei war, musste nun seine Wohnung in wenigen Stunden verlassen. Die Familien der französischen Gendarmen zogen dort ein. Bis zur Währungsreform 1948 dauerte die „schlechte Zeit“, das hieß Hunger und enge Wohnverhältnisse, auch aufgrund der vielen ausgebombten Familien. Ich kann mich nicht erinnern, dass noch einmal ein lockeres, unbeschwertes Verhältnis zur Nachbarschaft entstand, wie ich es noch als Kind erlebt habe.

    Herr Liedl wurde später schwer krank und starb am 25. Mai 1958 in einem Krankenhaus in Heidelberg. Seine Frau muss unter dem, was sie erlebt hat, furchtbar gelitten haben, vor allem später, als sie allein war. Als die Kräfte offensichtlich am Ende waren, setzte sie kurz vor Weihnachten, am 21.12.1960 ihrem Leben selbst ein Ende.

    Ghetto Theresienstadt

    Theresienstadt (Tschechisch „Terezin“) ist laut Brockhaus eine alte Festungsstadt und liegt in der tschech. Republik. Es hat heute 2700 Einwohner. Von 1941 bis Kriegsende war es ein Ghetto. 141 000 Deportierte lebten zeitweilig dort, es waren zunächst tschechische Juden. 1942 kam auch Juden aus Deutschland und anderen Ländern hinzu. 14 000 Inhaftierte überlebten.

    Ruth Bondy beschreibt in „Frauen im Holocaust“ die Verhältnisse in der Zeit von Nov. 1941 bis Kriegsende. Daraus Auszüge: Das Ghetto wurde als eine Art „Judenstadt“ dargestellt, angeblich wie im 16. Jh. in Venedig. Es gab einen jüd. Leiter, einen Judenrat und eine Ghettopolizei. In einer Stadt, die einmal für 7000 Menschen gebaut war, lebten zeitweilig bis zu 60 000 Inhaftierte auf engstem Raum in Dreistockbetten. Männer waren von ihren Frauen und Kindern getrennt und arbeiteten auf Arbeitskommandos. Frauen arbeiteten in der Stadt und durften sie nicht verlassen. Man konnte sich im Ghetto zeitweilig frei bewegen und gegenseitig besuchen. Ein Familienleben war aber nicht möglich.

    Es gab sogar unter en sehr schwierigen Verhältnissen so etwas, wie ein Kulturleben, z. B. einen Ausschuss für Freizeitgestaltung. Jüd. Opernsänger, Schauspieler, Dirigenten und Musiker traten auf, Gedichte wurden geschrieben und z. T. herausgeschmuggelt. Maler konnten arbeiten und im Kinderheim wurde Kunst unterrichtet. Die meisten der Kinder und ihre Betreuer starben aber später an den schlimmen Verhältnissen oder in einer der Gaskammern „im Osten“. Von den Kinderzeichnungen konnten über 6 000 gerettet werden. Es gab angesichts des Todes bei den jungen Malern offensichtlich das Verlangen, ein Zeugnis für die Nachwelt zu hinterlassen.

    Es herrschten vor allem Hunger, großer Mangel an allem und sehr schlechte sanitäre Verhältnisse. Überfüllte Schlafgelegenheiten waren voller Schmutz und Ungeziefer. Inhaftierte zogen es oft vor, im Freien auf dem Boden zu schlafen. Im Winter fehlte es an Heizung. Theresienstadt war zwar kein eigentliches Vernichtungslager, doch starben dort 32 000 Männer, Frauen und Kinder unter diesen furchtbaren Bedingungen. 360 Menschen nahmen sich selbst das Leben.

    Immer wieder gingen Transporte mit Tausenden von Männern, Frauen und Kindern „nach Osten“, wie es hieß, in die Gaskammern von Birkenau und Ausschwitz. Wurden geliebte Menschen zum Transport „nach Osten“ ausgewählt, schlossen sich Angehörige oft freiwillig an. Eltern und ihre Kinder oder liebende Paare zogen dann den gemeinsamen Tod vor. Theresienstadt war damit auch ein Durchgangslager in diese eigentlichen Vernichtungslager. Anfang konnten Schwangere, die ins Ghetto kamen, noch ihre Kinder dort zur Welt bringen. Später sollten sie abtreiben. Es gab Frauen, die sich weigerten und lieber den Tod wählten. 25 in Theresienstadt geborene Kinder aber überlebten.

    Unterernährung, Überfüllung und mangelhafte Hygiene machten die Ghetto-Bewohner anfällig für schwere Krankheiten. Wenn die Todesnachricht stimmt, führte die auch zum Tod von Frau Barbara Schohl am 15. August 1944.

Die große und verzweigte Familie Schohl ...
von Gerhard Heil

... ist ein gutes Beispiel für die Integration des jüdischen Anteils an der Pirmasenser Stadtbevölkerung, es waren bis zu 800 Menschen, etwa 2 %. Vor allem Herrn Ernst Becker ist es zu verdanken, dass wir darüber Einiges wissen. Ihm war es noch möglich, aus der Familie Informationen zu erhalten.

Der Name „Schohl“ findet sich bereit im 19. Jahrhundert auf einer Liste von Gewerbesteuerpflichtigen, 1818 gleich dreimal. Auf dem ersten Friedhof, der von den Judengemeinden Pirmasens und Rodalben 1813 gegründet wurde, finden sich heute noch 3 Grabsteine für Verstorbene aus der Familie Schohl. Im Adressbuch von 1906/07 werden drei Lederhändler mit dem Namen Schohl genannt. Einer davon, Julius Schohl, war auch Zugführer bei der Pirmasenser Feuerwehr. Ein Karl Schohl trat im Gründungsjahr 1903 dem FKP bei. Von einem anderen Julius Schohl ist eine Firmenwerbung für seine Lederfabrik überliefert. Oftmals dokumentiert ist der Familienname „Schohl“ auch bei der Wahl von Synagogenvorständen, so 1842. Unter den 13 jüdischen Soldaten aus Pirmasens, die im 1. Weltkrieg gefallen sind, trugen drei den Namen „Schohl“.

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    Frau Barbara Schohl, um die es heute geht und ihr Mann Ludwig hatten neben der Tochter Pauline, verheiratete Liedl, vier Söhne:

    • Sohn Emil war 1916 im 1. Weltkrieg „vermisst“ und wurde später für tot erklärt.
    • Sohn Richard wollte in der NS-Zeit vom Saarland aus emigrieren aber alles Weiter ist ungeklärt. Der Sohn könnte Israel erreicht haben.
    • Sohn Wilhelm soll verschleppt worden sein, wurde zuletzt in Riga gesehen. Ein Zeuge gab an, dass er erschossen wurde und in einem Massengrab beigesetzt sei.
    • Sohn Herbert, geb. am 9.3.1891 war im 1. Weltkrieg Offiziersanwärter bei den bayerischen Ulanen. Er kehrte zurück ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz und zwei weiteren Orden, aber auch schwer verwundet und beinamputiert. Im Lazarett lernte er seine Frau kennen, sie war evangelisch, keine Jüdin.

    Nach der Pogromnacht 1938 wurde auch Herbert Schohl im Volksgarten festgehalten, vermutlich aber nicht über die französische Grenze geschickt. Darüber hinaus wurde er, soweit wir wissen, nicht unmittelbar verfolgt. Er lebte mit einer kleinen Rente unter sehr einfachen Bedingungen und nach dem damaligen Nazi-Deutsch in „privilegierter Mischehe“. Man kannte seine militärischen Verdienste im 1. Weltkrieg und er hatte möglicherweise indirekt einen gewissen Schutz durch einen alten Jugendfreund, den damaligen Kreisleiter Mann. Für seine Mutter Barbara und andere Angehörige galt dieser Schutz aber nicht. Sie wurden Opfer des Rassenwahns. Das Ehepaar Johanna und Herbert Schohl und ihre beiden Töchter überlebten die 12 Jahre NS-Zeit unter großen Ängsten und Schwierigkeiten.

    Am 8. Mai 1945 endeten Krieg und Naziherrschaft. Fähige und nicht durch ihre Nazivergangenheit „belastete“ Menschen wurden gebraucht für die Versorgung der Bevölkerung in einem vom Krieg schwer zerstörten Land. Es fehlte überall.

    Herbert Schohl wurde zunächst Amtsleiter für Wiederaufbau und Wirtschaft. Am 1.9.1945 berief man ihn zum kommissarischen Landrat. 1948 wechselte er als Oberregierungsrat in die Bezirksregierung Neustadt.

    1950 musste er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen.

    Am 18.7.1957 verstarb Herbert Schohl im Alter von 66 Jahren.

    Ernst Becker berichtet in seinem Beitrag im Buch „Juden in Pirmasens“ nach seinem Gespräch mit einer Tochter von Herbert Schohl, dass sich der Vater in den schweren Jahren nach dem Krieg zusammen mit Vertretern von Industrie und Wirtschaft bei der Militärregierung dafür einsetzte, notwendiges Material für die Produktion zu beschaffen um die Versorgung der Bevölkerung wieder in Gang zu bringen. Er sei auch für eine Verständigung mit Frankreich gewesen. Rache gegenüber stadtbekannten Nazitätern sei nicht seine Sache gewesen.

Hinweis: Im Jahrbuch des Historischen Vereins Pirmasens Jg. 2020 finden Sie einen weiteren Artikel zur Familie Schohl. Das Jahrbuch ist zu beziehen über den Historischen Verein Pirmasens e.V. oder bei der Buchhandlung Thalia in der Fußgängerzone von Pirmasens.